Es gibt sie noch diese Momente, in denen man sich über Donald freuen kann. Wir allen kennen Donald: jähzornig von sich selber eingenommen, wie kein anderer, Beratungsresistent und immer eine Nummer zu groß. Wie? Nein, nicht der alte weiße Mann, der Präsident werden will. Ich rede vom echten Donald: Donald Duck. Gerade noch rechtzeitig vor Ablauf des Jubiläumjahres erhält die gewichtigste Ente der Welt ein ihr würdiges Geschenk. Denn passend zum 90. Geburtstag von Donald Duck hat der Taschen Verlag das Teetable-Book „Donald Duck – Die ultimative Chronik“ veröffentlicht – das jetzt auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt wurde.
Donald Duck, die wohl bekannteste Ente der Welt, wurde 1934 ins Leben gerufen. Ursprünglich als Nebenfigur in der Mickey-Maus-Welt konzipiert, schaffte er es schnell in die Herzen der Zuschauer. Sein charakteristischer Seemannsdress verbildlicht seine Ungeschicktheit und seine Impulsivität, und er verstärkt den Eindruck eines unbeschwerten, naiven Charakters, der bereit ist, sich in Schwierigkeiten zu stürzen.
Auf über 560 Seiten widmet sich das bibliophile Werk dem Leben der Ente in neun Jahrzehnten. Einen Schwerpunkt bilden dabei die Arbeiten der Jahre 1934 bis Ende der 1950er-Jahre. Von seinem Debüt im Kurzfilm The Wise Little Hen aus der Silly Symphony-Reihe im Juni 1934, zeichnen die Autoren Donalds mehr als 170 Cartoons, bahnbrechende Abenteuer in Comics und im Fernsehen sowie seine Auftritte in Vergnügungsparks nach. Dabei haben sie reichlich Platz. Denn der Verlag spendet zum Jubiläum einen wahren Buchblock: Rund fünf Kilogramm wiegt der Folioband und mit den Maßen 395 x 290 Millimeter scheidet das Buch als Lektüre fürs Bett aus. Es reiht sich perfekt in die anderen Comic-Bände des Kölner Verlages ein.
Das Verdienst des Bandes besteht vor allem darin, dass der Herausgeber des Bandes, Daniel Kothenschulte, tief in die Disney-Archive eintauchen durfte. Der Band präsentiert seltenen Konzeptzeichnungen, Storyboards, Hintergrundgemälde, Animationen und Comiczeichnungen sowie historischen Fotografien. Kothenschulte, ist ein deutsche Filmkritiker, Kurator und Filmwissenschaftler. In einem Interview mit dem Westdeutschen Rundfunk bekannte er als Hauptmotivation, dass er alles das wissen wollte, was er noch nicht wusste über Donald. Entsprechen werden viele unveröffentlichte Szenen, Skizzen und Strips gezeigt. Denn der große Erfolg des Disney-Studios hatte auch einen Nachteil: So führte das Einhalten der hohen Standards dazu, dass im Laufe der 1930er Jahre der Genehmigungsprozess für Geschichten bei Disney immer strenger wurde. Walt und das obere Management ließen keine Gelegenheit aus, die Qualität der in Produktion befindlichen Handlungen zu hinterfragen und jeden Film zurückzustellen, der nicht als der Beste angesehen wurde. Dutzende unvollendeter Donald-Duck-Cartoons — die heute als Storyboard-Zeichnungen und schriftliche Dokumente überliefert sind — zeigt das Buch. Beispielsweise auch unveröffentlichte Zeichnungen von Carl Barks.
Das Werk gliedert sich in drei Teile: Zunächst geht es um die frühen Jahre der Ente, bevor es sich den prägenden Jahren widmet, um schließlich im dritten Teil die Internationalität von Donald zu untersuchen. Als jemand, der bei Donald Duck über den Status des Konsumenten nicht hinausgekommen ist und sich nie kulturgeschichtlich mit dem Entenphänomen beschäftigt hat, steckte das Werk voller neuer Erkenntnisse.
Der Band zeigt, wie die Ente durch Carl Barks, den „guten Donald-Zeichner“ (eine Titulierung, die übrigens darauf zurückgeht, dass in einem Fanbrief an die Disney Studios nach dem Namen des „guten Zeichners“ gefragt wurde) an Authentizität gewonnen hat – Recherche und reale Hintergründe gewannen auf einmal an Bedeutung – und wie er die Gags noch weiter verfeinerte. Hier spielt jetzt auch wieder die Wiedergabe der Zeichnungen eine wichtige Rolle, denn durch die Qualität im Druck kann die detailgetreu erhaltene Farbgebung seiner Geschichten nachverfolgt werden.
Mit „Donald Duck – Die ultimative Chronik“ gelingt es dem Taschen Verlag, die wohl berühmteste Ente der Welt nicht nur gebührend zu ehren, sondern auch ihre Vielschichtigkeit in den Fokus zu rücken. Dieses Schwergewicht von einem Buch ist nicht nur eine Hommage an den Kultcharakter, sondern auch eine liebevolle Einladung, die Welt von Entenhausen neu zu entdecken. Ein wahres Jubiläumsgeschenk, das die Herzen langjähriger Fans und neuer Leser gleichermaßen höherschlagen lässt. Ich gebe zehn von zehn Matrosenanzüge.
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