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Durchgelesen und an der Front vegetiert – Teil 74

  • berndhinrichs
  • 2. Juli 2023
  • 1 Min. Lesezeit

Erich Maria Remarques Roman „Im Westen nichts Neues“ stand schon viele Jahre auf meiner Leseliste. Vielleicht war es die neue prämierte Verfilmung – die ich nicht gesehen habe und die ich mir vermutlich auch nie ansehen werde – die mich nun endlich dazu brachte, mir eine schöne Ausgabe dieses Romans zuzulegen. Die Büchergilde Gutenberg hat eine wohlfeile Edition, die noch reichlich Zusatzmaterial enthält, wie beispielsweise Entstehungsgeschichte und etliche zeitgenössische Rezensionen (von der „Roten Fahne“ bis hin zum „Völkischen Beobachter – dazu gleich noch ein Satz). Ein Buch wie ein Hammer. Remarques, selbst Frontkämpfer, schildert die Kriegserlebnisse von Paul Bäumer, der an der Westfront, von der Schulbank verpflichtet, den Stellungskrieg in seiner ganzen Grausamkeit erlebt. Angriffe, Gegenangriffe, Schützengräben, Gasangriffe, Verletzungen, Heimaturlaub, Sterben und immer wieder die Frage: Was kommt danach! Eine geopferte Generation, deren einzige Kenntnis im Töten lag. Remarque schildert all dies in einer unpathetischen, nüchternen Sprache. Er selbst hat in Interviews behauptet, dass sein Werk unpolitisch sein. Er musste es vor dem Erscheinen stellenweise umarbeiten und den arg pazifistischen Ton abmildern. Dennoch gab es von der rechts-nationalen Presse nur Verachtung. Ihm wurde vorgeworfen – wie absurd – dass er nur die negativen Erlebnisse des Krieges thematisiere, aber die vielen positiven Eindrücke, wie Heldentum und Kameradschaft (!!) unter den Tisch fallen lasse. Dazu muss man wissen, dass der Roman 1929 erschienen ist. Remarques Erzählung ist eindrücklich, kaum etwas bleibt unausgesprochen. In seiner Brutalität ist das Werk verschreckend. Die Bilder habe ich im Kopf, da möchte ich mir den Film eigentlich ersparen. Ich weiß nicht, ob es derzeit auf den Leseplänen der Schulen steht – es gehört darauf gesetzt. Ich gebe zehn von zehn Schrabnellen.

 
 
 

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