Gleich vorweg: Der neue Roman von Michel Houellebecq ist kein Buc
h, dass ich gerne gelesen habe. Seine Schilderungen des Niedergangs tun weh. Niedergang einer Ehe, einer Gesellschaft, der politischen Verhältnisse. Auch wenn sich eines noch zum Besseren wendet. Er hat eine analytische und in weiten Teilen kalte Sprache. Mit dieser erzählt er in seinem Roman eigentlich drei Geschichten: Erstens einen Polit-Thriller über den französischen Präsidentschaftswahlkampf 2027, zweitens einen Thriller über eine Serie von Terroranschlägen und drittens die psychologische Analyse einer Familie. Mitunter habe ich mich beim Lesen gefragt, ob Houellebecq sich nicht entscheiden konnte, was er erzählen wollte auf seinen rund 600 Seiten. Noch bis Seite 300 habe ich mich gefragt: Michel, was willst Du von mir? Wo soll es hingehen? Und ja, der Roman hat seine Längen, wie beispielsweise die immer wieder eingestreuten Traumsequenzen. Die hätte ich als Lektor rausgeworfen. Aber: Diese Sprache. Auf der einen Seite kalt und knallhart und dann schildert er wieder Situationen der Wärme und Liebe. Gierig stürze ich mich als Leser auf diese Inseln. Und es ist die große Kunst des Franzosen, dass er beides bruchlos in einem Roman einfangen kann. Schließlich wenn es einem Autoren gelingt, mich 600 Seiten zu fesseln, muss etwas dran sein. Deshalb – auch wenn das Lesen wegen der geschilderten Zustände mitunter zur Qual wird – gebe ich acht von zehn Guillotinen.
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