Mit Uwe Timms „Die Entdeckung der Currywurst“ habe ich eine große Lücke in meiner Timm-Sammlung geschlossen. Der Autor beschreibt in seiner Novelle die Welt von Lena Brücker, die am Ende des Zweiten Weltkrieges einen Marinesoldaten versteckt und eine Affäre mit ihm anfängt. Als dann die bedingungslose Kapitulation erfolgt, hält sie diese vor ihrem Gast geheim, um ihn nicht zu verlieren. Was ich an Timm mag ist vor allem seine Sprache. Sie ist schnörkellos und klar, ohne dabei einfach zu sein. Mit viel Einfühlungsvermögen schildert Timm das Ende des Krieges. Wie gehen Nachbarn miteinander um? Wie gestaltet sich der Alltag der Menschen? Was wird aus den strammen Parteigenossen, was aus den kritischen Stimmen? Novelle bedeutet Wendepunkt, wie ja schon bei Joseph Conrads herausgearbeitet. Bei „Die Entdeckung der Currywurst“ fiel es mir schwer einen zu finden. Es gibt meiner Meinung nach deren mehrere: die Kapitulation, als das Grauen zur Gewissheit wird oder auch der ewige Morgen-sag-ich-ihm-alles-Zeitpunkt. Und wer sich jetzt noch fragt, was das denn nun alles mit der Entdeckung der Currywurst zu tun hat, dem empfehle ich das Buch, denn diesen Kniff bekommt der Autor so schön hin, dass es sich allein dafür lohnt zu lesen. Ich gebe – wie so oft bei Timm – zehn von zehn Wurstbuden.
berndhinrichs
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