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Durchgelesen und eine Liebe kennengelernt – Teil 186

  • berndhinrichs
  • 3. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit

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Ich habe mir schon oft überlegt, jede Rezension mit dem markantesten Satz des jeweiligen Romans zu beginnen. Das Ansinnen scheiterte allerdings daran, dass ich mich nie wirklich entscheiden konnte. Anders bei Hannes Köhler großartigem Text Zehn Bilder einer Liebe. Gleich im Prolog fallen die Sätze, die mich für diesen Roman gewonnen haben und die noch immer nachhallen in seiner Aufrichtigkeit und Banalität: „Was ich Dir versprechen kann, ist, dass ich nicht bleiben werde, nur aus Bequemlichkeit. Wenn ich hier bin, dann, weil ich es will. Jeden Tag.“


In zehn Kapiteln nähert sich Köhler der Liebe zwischen Luisa und dem jüngeren David. Dabei lässt er bei jedem dieser zehn Bilder sowohl ihn als auch sie zu Wort kommen – erzählt die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und nicht chronologisch. Wir sind dabei, als die beiden sich auf Milos kennenlernen, wie sie sich Jahre später bei der Einweihungsfeier der Werft von David wiedersehen. Wie sie gemeinsame Träume entwickeln, diese verlieren aber stets an ihrer Liebe festhalten. Und über allem steht der Wunsch bei beiden nach privatem Glück.


Es gibt in Köhlers Geschichte ein beherrschendes Thema: Kinderwunsch. Vor allem David wünscht sich ein gemeinsames Kind mit Luisa. Sie bringt zwar aus ihrer geschiedenen Ehe eine Tochter mit, um die sich David aufopferungsvoll kümmert, dennoch aber ist der Wunsch nach dem eigenen Kind bei ihm grenzenlos stark. Das Hauptthema des Buches: Glücklichsein im angesichts unterschiedlicher Vorstellungen.


Damit erfüllt der Autor einen sehr wichtigen Beitrag für das Verständnis von Mann und Frau in einer Beziehung. Denn unsere Wünsche sind in den seltensten Fällen die gleichen. Durch seine Herangehensweise, eine Szene aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln zu schildern, hat er bei mir oft einen „Ahhh“-Effekt erreicht. Dabei ist wichtig zu wissen, dass er nie die gleiche Szene mal von Luisa und dann von David erzählen lässt. Vielmehr teilt er den Erzählteil auf: einen teil für sie, einen für ihn.


So gelingt es Köhler das Thema „Beziehung“ weitab der uns umgebenden Kitsches in den Buchhandlungen dieser Welt aufzugreifen. Sein Erzählton ist still, ohne sentimental zu sein. Er zeichnet starke Charaktere, die um ihre Liebe kämpfen, ohne sich gänzlich aufzugeben. Tiefschläge gehören dabei ebenso dazu, wie auch Momente des absoluten Glücks – das Leben in all seinen Facetten.


Aufmerksam geworden bin ich durch puren Zufall auf den Roman. Für mich eine absolute Überraschungsentdeckung und ein Satz, der sich eingebrannt hat: „Was ich Dir versprechen kann, ist, dass ich nicht bleiben werde, nur aus Bequemlichkeit. Wenn ich hier bin, dann, weil ich es will. Jeden Tag.“ Ich gebe zehn von zehn Spielplätze.

 
 
 

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