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berndhinrichs

Durchgelesen und Götterdämmerung erlebt – Teil 43


Es ist harter Stoff, den Gabriele Tergit uns in ihrem Roman aus ihrem Nachlass vorlegt. Sie beschreibt auf 600 Seiten die Lebenswege einer Gruppe von Menschen – vornehmlich Juden – vom Ende des Kaiserreichs, bis ins Wirtschaftswunderland Deutschland. Im Zentrum steht die Frage nach dem Warum? Ich dachte im Vorfeld, dass ich ein emotionales, mitreißendes Werk lesen würde. Da wusste ich aber noch nicht, dass die Journalisten Tergit im wesentlichen Gerichtsreporterin war. Wie Schläge treffen einen die Stakkatosätze. Sie analysiert trocken, distanziert und dabei unendlich grausam. Wir finden keine Schilderungen, Charakterstudien oder von der Autorin beschreibende Details. Denn der Roman besteht fast ausschließlich aus Wörtlicher Rede. Ihre Gesellschaftsanalyse finden in unzähligen Gesprächen statt. Das macht das Lesen nicht uneingeschränkt zu einem Genuss und stellenweise fühlte ich mich an Karl Kraus´ „Die letzten Tage der Menschheit“ erinnert. Ich gebe acht von zehn Chanukkia.

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