Und weiter geht’s mit Siegfried Lenz. Seinen dritten Roman habe ich als ein Theaterstück wahrgenommen. Der Roman funktioniert als Theaterstück, weil er ein sehr begrenztes Personentableau hat: Biggi, ihr Vater, der nur der Oberst genannt wird, ein Einsiedler und die beiden Engländer Horace und Alaric. Hinzu kommt ein überschaubarer Handlungsort: Ein Wasserloch in der libyschen Wüste. Die Handlung: Der Oberst reist mit seiner Tochter nach Libyen, um sich seiner ehemaligen Kriegsschuld zu stellen. Er hat einen Kameraden im Stich gelassen. Der Oberst ist ein seelisches Wrack und verhält sich entsprechend: herablassend und zynisch. Vor Ort in Nordafrika treffen die beiden auf die Engländer. Der Roman entwickelt sich als ein Generationenstreit. Die junge Generation (Biggi) will von ihren Eltern wissen, was sie getan hat? Biggi erhält Hilfe von den beiden Engländern, die teils persönlich motiviert, weil an Biggi interessiert, oder auch aus reiner Hilfsbereitschaft, ihr helfen beim Umgang mit dem Oberst. Als dann noch ein Einsiedler auftaucht, von dem nie ganz klar ist, ob er möglicherweise der zurückgelassene Kamerad des Oberst ist. Lenz ist 27, als er den Roman veröffentlicht. Es ist schon bemerkenswert, wie es ihm gelingt, so viele Deutungsebenen in einem Roman zu weben. Seine Bilder sind klar, seine Sprache nüchtern. Ein Frühwerk von Lenz, in dem die Hauptgedanken seines ganzen Werkes bereits vorkommen. Bevor ich mich weiter auf die Reise durch sein Werk begebe, vergebe ich noch schnell acht von zehn Lehmhütten.
berndhinrichs
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