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Durchgelesen und in eine Werkstatt geblickt – Teil 180

  • berndhinrichs
  • vor 2 Minuten
  • 2 Min. Lesezeit

Ein Blick in die Produktionsküche von Künstlerinnen und Künstlern finde ich immer spannend. Wie ist Hergé vorgegangen, wenn er ein neues Tim und Struppi-Album entwarf und zeichnete? Wie sah der Tagesablauf bei Thomas Mann aus? Und woher hat John Irving seine vielen Geschichten. In Die Geschichten in uns öffnet Benedict Wells die Tür zu seiner eigenen Biografie und zu seiner Art zu arbeiten.


Das Buch ist dreigeteilt. Im ersten Teil gibt Wells uns einen kurzen Abriss seiner Biographie. Im umfangreichen zweiten Teil erläutert er wie ein Roman entsteht, welche Werkzeuge es zum Überarbeiten einer Geschichte gibt und wie der Autor oder die Autorin generell mit seinem Manuskript umgehen sollte. Den Abschluss bildet ein Blick auf eine frühe Fassung seines Romans Vom Ende der Einsamkeit sowie eine Zwischenfassung von Hard Land. Wells gibt uns einen detaillierten Einblick, wie er seine Romane erstellt hat und wie sie funktionieren. Dabei beschränkt er sich glücklicherweise nicht ausschließlich auf seine eigenen Erfahrungen, sondern zieht seine schreibenden Kollegen mit zu Rate – von Stephen King bis zu Sally Rooney. So entsteht ein Werkstattbericht, von der Entwicklung der Idee bis hin zu den Überarbeitungen, der für Interessierte und angehende Autoren viele hilfreiche Informationen bereithält.


Die Frage, die ich mir zu Beginn der Lektüre gestellt habe, lautet: Muss ich die Romane von Wells gelesen haben, um das Buch zu verstehen. Meine Antwort ist ein klares „Jein!“. Auch ohne Vorkenntnisse von Wells´ Werk ist Die Geschichten in uns verständlich. Allerdings versteht man viele Hinweise erst, wenn man die Romane von ihm kennt. Zwar bringt Wells als Beispiel auch ganze Absätze in dem Buch unter, aber mitunter scheint mir der Gesamtzusammenhang entscheidend.


Wer sich selber mit Geschichten abmüht, kann hier eine Menge an Tipps erfahren. In diesem Fall muss das Buch auch nicht von Anfang bis zum Ende durchgearbeitet werden, sondern je nach Fragestellung lohnt sich ein Blick darauf, wie man Dialoge formuliert, die Erzählperspektive wählt oder durch Straffungen und Kürzungen die Geschichte voranbringt. In diesem Fall kann das Werk als Ratgeber gelesen werden. Wer das Buch in einem Rutsch von vorne bis hinten liest, wird trotz des amüsanten Plaudertons, den Wells anschlägt, auf ein paar Längen stoßen.


Ich gebe acht von zehn Kürzungen

 
 
 

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