Robert Menasse, angesehener Journalist und eines der literarischen Aushängeschilder unseres alpinen Nachbarlandes, hat mit „Don Juan de la Mancha oder die Erziehung der Lust“ einen ganz eignen Roman vorgelegt. Ihm fehlt die politische Ausrichtung, womit sich Menasse sonst hervortut. Vielleicht ist es deshalb sein persönlichstes. Das Buch, dass er aus purer Freude geschrieben hat. Ein Lustbuch eben. Der österreichische Literat – geboren 1954 – analysiert schonungslos in dem Roman seine Generation, die „nicht mal einen Liter Mineralwasser verkaufen kann, ohne diese Ware erotisch zu besetzen“. Im Mittelpunkt des Romans steht Nathan, Journalist und getrieben von seiner Lust. Er schildert uns oder seiner Therapeutin Hannah, die immer wieder mit kleinen dezidierten Fragen auftaucht, sein Leben. Wir erleben Nathan am Ende seiner Jugend, als seine Mutter ihn noch zu einem Discobesuch zwingen muss, begleiten ihn während seiner ungezwungenen Studentenzeit und erleben ihn als Best Ager. Menasse ist ein unterhaltsamer Analytiker, der mit seiner Sprache pointiert und erbarmungslos zustößt. Das Buch hat mich außerordentlich gut unterhalten. Ich habe gelernt, was mit Chili im Bett angestellt werden kann und dass „einer kühl blickenden Pariserin, die die Blicke ignoriert, die auf sich zu ziehen das Ziel der Morgentoilette war, traut man ein Geheimnis zu, das kostbarer sein muss als die offen ausgestellte Sinnlichkeit der Brasilianerinnen“. Großartig! Dabei erzählt Menasse mit einer großen Leichtigkeit. Alles ist unterhaltend und lässt sich schnell weglesen. Am Ende frage ich mich aber: Was bleibt hängen, außer dem Bild der Pariserin und der Brasilianerin? Vermutlich nicht viel. In diesem Punkt erinnert der Roman an eine schwungvolle, intelligent gemachte Beziehungskomödie. Wir konnten uns hineinversetzen, haben herzhaft gelacht, erzählen im Anschluss beim Wein noch eine Anekdote aus dem Film, träumen vielleicht von einer Darstellerin oder einem Darsteller und spätestens am nächsten Tag haben wir die Handlung vergessen. Sie ist austauschbar und nicht wichtig. Aber, sie ist – ich wiederhole mich – unterhaltend. Acht von zehn Chilischoten.
berndhinrichs
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