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Durchgelesen und mit Bestien unterwegs – Teil 48

  • berndhinrichs
  • 2. Juli 2023
  • 1 Min. Lesezeit

Der Roman von Jonathan Littell schlug ein, wie eine Bombe! 2006 im Original in Frankreich und 2008 in Deutschland. Littell, dessen Roman ich zum zweiten Mal gelesen habe, wagt das Unglaubliche: Er beschreibt die Greuel der SS aus Sicht eines Täters. Dazu bedient er sich des fiktiven SS-Offiziers Maximilian Aue, der vom Unternehmen Barbarossa ausgehend, den Ostfeldzug mitmacht. Immer hinter der Front im Einsatz, gehört Aue zu den unmenschlichsten Tätern, die das Regime hervorgebracht hat. Dabei ist er nicht mal überzeugter Nationalsozialist, sondern Karrierist. Littell beschreibt detailliert auf über 1300 Seiten, lässt nichts aus: Vom Massaker von Babyn Jar über die Gaskammern von Ausschwitz bis hin zu den Vernichtsungsmärschen. Aue war überall dabei. Der Roman ist definitiv nichts für schwache Nerven, gibt aber Einblicke in die Strukturen der Einsatzgruppen hinter der Front und in die Gedankenwelt der Täter. Wir blicken in die Köpfe von Bestien. Mit einem schier unfassbaren Wissen ausgestattet lässt Littell neben seinen fiktiven Charakteren auch viele reale Persönlichkeiten auftauchen – die zweite Reihe der SS. Sicherlich überspannt der Autor mitunter den Bogen – Inzest, Homosexualität, Fäkalträume; muss alles nicht sein. Aber vermutlich nur so gelingt es ihm alles zu einer großen Kakophonie, in der das „1000jährige Reich“ untergeht, zusammenzubringen. Kein Buch, das man in eine Wolldecke eingewickelt auf dem Sofa lesen möchte – aber ein bitter notwendiges Werk. Wie schon 2008 bin ich begeistert und gebe 10 von zehn Totenköpfe.

 
 
 

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