Ich bin in den 1980er-Jahren sozialisiert. Das merkt man an vielem. Vielleicht nicht an meinem Musikgeschmack. Aber beispielsweise daran, dass Südafrika, der Kampf gegen die Apartheid, Desmond Tutu, Nelson Mandela, Steve Biko oder Donald Woods Begriffe waren, mit denen ich was anfangen kann. In den 1980ern war das Land in den deutschen Medien omnipräsent. Deshalb habe ich mich gefreut, mit „Das Versprechen“ von dem Südafrikanischen Autoren Damon Galgut, ein Buch über die Südspitze des schwarzen Kontinents zu lesen. Versprochen wurde mir eine Familiengeschichte über drei Jahrzehnte. Da stutze ich etwas, denn das Buch hat lediglich gut 300 Seiten. Macht rund 100 Seiten pro Jahrzehnt. Wow. Ich kenne Autoren – und einen lese ich gerade – der würde auf 100 Seiten nicht mal eine Woche hinbekommen. Galgut gelingt es dennoch die Geschichte der Swarts, genauer die Eltern- und die Kindergeneration, authentisch darzustellen. Mit Rachel, die auf dem Sterbebett ihrem Mann das Versprechen abnimmt, dass das schwarze Hausmädchen Salome die Hütte geschenkt bekommt, in der sie wohnt, beginnt alles. Weder ihr Mann, noch ihr ältester Sohn sehen sich in der Lage, dieses Versprechen einzulösen. Nur Amor, die jüngst Tochter, kämpft für die Einlösung des Versprechens und erst ganz am Ende des Buches erfährt der Leser, worum es eigentlich die ganze Zeit ging. In der Beschreibung der Hütte von Salome liegt so viel brutale Realität, das es schmerzt. Großartig ist die poetische Sprache von Galgut. Sie reißt mit, fesselt und überrascht immer wieder mit ihren Formulierungen. Dafür lese ich. Für tolle Sprache und um Neues zu lernen. Die spannende Geschichte Südafrikas dargestellt am Beispiel einer Familie. Punkt. In extrem mitreißender Sprache. Punkt. Mehr braucht es nicht. Ich gebe neun von zehn Krügers.
berndhinrichs
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