Meine Geburts- und Heimatstadt ist Wilhelmshaven. Zugegeben nicht gerade eine Perle unter den Nordseestädten, aber meine Heimat. Das verbunden mit etwas romantischem Lokalpatriotismus lässt mich diesen Flecken Erden zur Not gegen jede Argumentation („Wie hässlich!“, „Gibt´s das auch in schön“ oder „Halb so groß wie der Friedhof in Hamburg, doppelt so tot“) zum verbalen Tiger werden. Als ich nun gesehen hab, dass das neue Buch von Mathijs Deen – „Der Taucher“ – zu einem nicht unerheblichen Teil in Wilhelmshaven spielt, war ich hocherfreut. Nachdem ich auch den Vorgängerband, „Der Holländer“ (s. Teil 50), mit entzücken gelesen hatte, war ich auf das Nachfolgerwerk richtig gespannt. Wir begegnen wieder Liewe Cupido, dem Holländer. Deutscher, der auf Texel wohnt. Während einer routinemäßigen Suchaktion stößt ein Bergungskutter auf das Wrack eines langen verschollenen Frachters. An Bord: Kupfer im Wert von einer Million Euro. Ebenfalls an Bord: Ein Taucher – mit Handschellen am Schiff befestigt und hier in zehn Meter Tiefe erstickt. Alles deutet auf Mord aus Habgier hin. Durch verzwickte Familiengeflechten navigiert sich Liewe und versucht den Ursprung der Tat zu ergründen. Dabei spielt ein noch älteres Wrack eine nicht unentscheidende Rolle. Deens Geschichte ist vom Beginn an fesselnd und es macht riesigen Spaß in sie mit viel Lokalkolorit einzutauchen. Auch wer nicht aus Wilhelmshaven kommt. Denn der Roman treibt seine Protagonisten auf Föhr, nach Cuxhaven und Bremerhaven bis hin nach Westfriesland. Das Buch hat auch Schwächen. Und zwar mitunter dann, wenn Deen in den Dialog wechselt. Ich ertappte mich dabei, wie ich dachte: So redet doch kein Mensch – schon gar kein Wilhelmshavener. Aber gut. Schlicktown ist ja nur ein Handlungsort. Großartig sind hingegen die Beschreibungen. Sie lassen die Küstenregion bildhaft vor Augen treten. Und einen kleinen Cliffhänger hat das Buch auch. Als Herr Cupido: Übernehmen sie bitte auch einen dritten Fall. Ich gebe deshalb acht von zehn Deichbrücken.
berndhinrichs
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