„In der Wüste ist gar nichts und kein Mensch braucht gar nichts“, sagt Peter O’Toole in dem Filmklassiker „Lawrence von Arabien“. Nun, wer einmal durch eine Wüste gelaufen ist, weiß, dass das nicht stimmt. Und bereits seit 1953 wissen wir, dass die Wüste lebt – der gleichnamige Dokumentarfilm hält es überaus eindrucksvoll in Bildern fest. Der neue Band in der Büchergilde unterwegs-Reihe knüpft hier an. Denn Mary Hunter Austin porträtiert in „Wo wenig Regen fällt“ die Mojave-Wüste, die Sierra Nevada und das Death Valley. Wer kein Mitglied der Büchergilde ist, kann das Werk beim Buchhändler seines Vertrauens aus dem Jung und Jung Verlag bestellen.
„The Land of little Rain“, wie das Werk im Original heißt, erschien bereits 1903. Die amerikanische Schriftstellerin Mary Hunter Austin war mir bisher nicht bekannt. Sie ist Vorkämpferin für die Rechte von Frauen gewesen und hat sich bis zu ihrem Tod 1934 für die amerikanischen Ureinwohner eingesetzt. Letzteres ist dann auch Bestandteil ihres Reiseberichtes. In 14 Kapiteln nimmt uns die Autorin mit auf ihre diversen Streifzüge durch die Wüsten. Sie beschreibt unter anderem die Menschen, denen sie begegnet, alte Goldsucher, indigene Frauen, schildert sie in liebevoller Betrachtung, und zeigt uns vor allem, dass Flora und Fauna auch in den wasserärmsten Regionen noch gedeihen. Dabei merkt man schnell, dass sie eine profunde Kennerin ist.
In der Ausgabe der Büchergilde formuliert es die Herausgeberin, Filmemacherin und Autorin Julia Finkernagel, so: „Es geht nicht vorrangig um einen Handlungsverlauf oder eine Story, sondern um ein tiefes, fast philosophisches Interesse an der Umwelt“. Es ist Literatur, um runterzukommen – nach einem nervigen und hektischen Tag. Sich zurücklehnen und in dem Fluss der Wörter mittreiben lassen. Die Formulierungen von Mary Hunter Austin sind einmalig. Da ist von einer „Abfolge von Farbmustern“ die Rede, „die geregelter vonstattengeht als Szenenwechsel im Theater“ oder der Leser wird aufgerufen seine Vorurteile abzustreifen, wie eine „Eidechse ihre Haut und schluckt sie runter“. Die amerikanische Autorin versteht es in Bildern zu sprechen.
Was mir bei ihren Ausführungen zu kurz gekommen ist, sind die Menschen, die in diesen Teilen der Erde leben. Der Text hat immer dann seine starken Stellen, wenn sie beispielsweise ein Dorf der Schoschonen besucht, mit den Einwohnern einer Kleinstadt redet oder eben einem Goldgräber auf die Finger schaut. Ihre Schilderungen von Pflanzen und Gewächsen fand ich mitunter etwas langatmig. Da hat mich das Buch so sehr entspannt, dass ich ein paar Mal leicht weggedöst bin. Muss jetzt auch nicht gänzlich schlecht sein, war aber sicherlich nicht das Ansinnen von Ms Mary Hunter Austin.
Mein Trip durch die Wüste hat mir unterm Strich dennoch gefallen. Von meiner Reiseführerin hätte ich mir allerdings weniger Details zur Flora gewünscht. Das war schon manchmal ermüdend, wenn sie da so im Sand oder Geröll hockte und mir jedes Blatt, jede Blüte und jede Farbe erklären wollte. Der Whiskey im Saloon von Jimville hingegen, war ein unvergessliches Erlebnis. Sechs von zehn Kojoten.
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