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berndhinrichs

Gelesen und bei der Beagle freiwillig von Bord gegangen – Teil 145




Was stimmt denn nur mit dem Buch nicht? Oder stimmt vielleicht mit mir was nicht? Nachdem ich in die Welt von Alexander von Humboldt nicht nur eingetaucht, sondern eigentlich reingesprungen bin, war es nur eine logische Konsequenz als nächstes etwas über Charles Darwin zu lesen. Denn Darwin bewunderte Humboldt. Zudem steht in meinem Bestand schon seit einigen Jahren das Werk Darwin – Das Abenteuer des Lebens von Jürgen Neffe. Ein vielgerühmtes Buch, ein interessanter Forscher im Mittelpunkt und eine packende Reise um den Globus. Also noch schnell das notwendigste zusammengepackt, Wanderschuhe geputzt, die Outdoorkleidung geprüft und dann nichts wie hinein ins Abenteuer. Warum ich dennoch Schiffbruch mit der Beagle, Darwins Schiff, erlitten habe, versuche ich hier zu klären.


Charles Darwin: Ein Name, der für alle Ewigkeit mit der Evolutionstheorie verbunden sein wird. Für den ehemaligen Priesteraspiranten war es allerdings ein weiter weg, von seinem geistlichen Studium hin zu den Felsen der Galapagosinseln. Der deutsche Journalist und Autor Jürgen Neffe zeichnet diesen Weg detailreich nach. Mehr noch, er folgt den Spuren des Forschers aus dem 19. Jahrhundert – mal auf einem Containerschiff, mit dem Flugzeug, mit dem Auto oder einfach zu Fuß. Dabei gibt er seine Eindrücke von Land und Leuten wieder, schildert seine Erlebnisse, zieht Parallelen zu Darwin und erläutert die Entstehung seiner Theorie. So weit so interessant.


Dennoch habe ich das 480-Seiten Werk nach rund einem Drittel weggelegt. Um das wirklich schlüssig nachvollziehen zu können, sei an dieser Stelle ein Vergleich erlaubt – mit der Humboldt-Biographie Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur von Andrea Wulf. Bei Wulf hatte ich das Gefühl, ich bin mit dem deutschen Entdeckungsreisenden unterwegs. Ich war mit ihm seekrank, habe mit ihm Vulkane bestiegen und mich in Berlin und Paris eingelebt. Neffe hingegen blickt aus heutiger Zeit auf Darwin. Das schafft Distanz. Distanz schafft beim Lesen Langeweile. Der Schriftsteller folgt Darwins Reise und macht Darwins Geschichte so zu seiner Geschichte. Ich möchte aber nicht wissen, wie die Orte heute aussehen, die Darwin bereist hat. Ich will mit dem englischen Forscher persönlich unterwegs sein. Ich will dabei sein, wenn er seine Proben analysiert, wenn er seine Theorie entwickelt. Und ja, ich möchte auch mehr erfahren über Darwins Ansichten. Und was aus ihnen geworden ist – Eugenetik, Sozialdarwinismus. Neffe reißt das alles an. Aber die spannenden Geschichten gehen unter in den Schilderungen seiner eigenen Reise.


Vielleicht kann ich meinen Frieden machen, indem ich sage, es ist die falsche Zeit für dieses Buch gewesen für mich. So blicke ich der Beagle nach, sehe sie am Horizont verschwinden und hoffe darauf, dass sie mich an anderer Stelle wieder aufnimmt, dann hoffentlich unter besseren Vorzeichen. Ich gebe vier von zehn Finken.

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